PFANNEKUCHEN GEDICHT VON
WILHELM BUSCH
Wir aber, ohne Neid nach oben,
mit bürgerlicher Zunge loben
uns Pfannekuchen und Salat.
Wie unsre Liese delikat
so etwas backt und zubereitet,
sei hier in Worten angedeutet.
Drei Eier, frisch und ohne Fehl,
und Milch und einen Löffel Mehl,
die quirlt sie fleißig durcheinand
zu einem innigen Verband.
Sodann, wenn Tränen auch ein Übel,
zerstückelt sie und mengt die Zwiebel
mit Öl und Salz zu einer Brühe,
daß der Salat sie an sich ziehe.
Um diesen ferner herzustellen,
hat sie Kartoffeln abzupellen.
da heißt es, fix die Finger brauchen,
den Mund zu spitzen und zu hauchen,
Denn heiß geschnitten nur allein
kann der Salat geschmeidig sein.
Hierauf so geht es wieder heiter
mit unserm Pfannekuchen weiter.
Nachdem das Feuer leicht geschürt,
die Pfanne sorgsam auspoliert,
der Würfelspeck hineingeschüttelt,
so daß es lustig brät und brittelt,
Pisch, kommt darüber mit Gezisch
das ersterwähnte Kunstgemisch.
Nun zeigt besonders und apart
sich Lieschens Geistesgegenwart,
Denn nur zu bald, wie allbekannt,
ist solch ein Kuchen angebrannt.
Sie prickelt ihn, sie stockert ihn,
sie rüttelt, schüttelt, lockert ihn
Und lüftet ihn, bis augenscheinlich
die Unterseite eben bräunlich,
die umgekehrt geschickt und prompt
jetzt ihrerseits nach oben kommt.
Geduld, es währt nur noch ein bissel,
dann liegt der Kuchen auf der Schüssel.
Doch späterhin die Einverleibung,
wie die zu Mund und Herzen spricht,
das spottet jeglicher Beschreibung,
und darum endet das Gedicht.
(Wilhelm Busch)
Wilhelm Busch wird am 15. April 1832 in Wiedensahl (einem kleinen Ort westlich von Hannover) als erstes von sieben Geschwistern geboren.
Wilhelm Busch stirbt am 9. Januar 1908 in Mechtshausen.
Aus Anlass des 175. Geburtstages von Wilhelm Busch im Jahre 2007 gibt die Bundesrepublik eine 10 Euro Silbermünze mit seinem Abbild heraus.
Die Deutsche Post kündigte an, im Juni 2007 die neuen Jugendmarken mit Motiven der Busch- Figur vom Unglücksraben Hans Huckebein herauszubringen.
Die Stadt Hannover erklärte 2007 zum Wilhelm Busch-Jahr.
Quelle des Gedichts:
https://www.wilhelm-busch.de/werke/gedichte-von-wilhelm-busch/zu-guter-letzt/pfannkuchen-und-salat/